27.06.2023

Deglobalisierung: Unternehmen besinnen sich auf lokale Liefernetzwerke

Max Götschmann, Studiengangleiter Dipl. Prozesstechniker/-in HF

von Max Götschmann

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Die Welt ist ein unsicherer Ort geworden. Die Krisen der letzten Jahre haben viele Unternehmen über die Sicherheit und Verlässlichkeit ihrer Lieferkette nachdenken lassen.

Die Globalisierung ist in der Wirtschaft schon seit Jahrzehnten ein Trend. Die Schweiz hat einen bedeutenden Strukturwandel durchlaufen und sich erfolgreich ins globale Versorgungssystem eingegliedert.

Im Zuge der Globalisierung versucht jedes Unternehmen, seine Produktionsprozesse so zu optimieren, dass die verschiedenen Schritte auf die jeweils günstigsten Standorte verteilt sind. Auch andere Aktivitäten wie Design, Marketing oder Vertrieb werden global gestreut.

Die Kosten als Argument

Das Hauptargument für solche Optimierungen sind die tiefen Kosten in anderen Ländern, also die Lohn-, Material-, Energie- oder Anlagekosten. Nicht selten bedeuten tiefe Kosten aber auch niedrige Sozial- und Umweltstandards.

Die Welt ist ein unsicherer Ort geworden. Krisen häufen sich. Drastische Preisanstiege, Lieferengpässe oder Lieferkettenunterbrüche haben Unternehmen in den letzten Jahren schockartig aufgezeigt, wie abhängig sie geworden sind: von anderen Staaten, anderen Akteuren, von Rohstoffen, der Energie oder der politischen Lage in einem Land.

Nun häufen sich die Stimmen, die zu einer Deglobalisierung aufrufen. Immer mehr Unternehmen überlegen sich, ob sie regionale Liefernetzwerke aufbauen sollen. Dadurch versprechen sie sich zunächst einmal mehr Sicherheit und Zuverlässigkeit eines Liefernetzwerkes.

Vorteile einer regionalen Lieferkette

Kurze, regionale Lieferketten sind weniger anfällig auf Verzögerungen, da weniger Akteure involviert sind. Die Herkunft der Zwischenprodukte, Produkte oder Rohstoffe wird transparenter. Es wird einfacher für ein Unternehmen, Nachhaltigkeit zu beweisen, wenn es die einzelnen Player kennt und diese einfacher erreichen kann.

Mit regionalen Liefernetzwerken machen sich Unternehmen unabhängiger von Währungsschwankungen, die die Kosten in die Höhe treiben können. Die Transportkosten sind tiefer in regionalen Lieferketten, Steuern und Zollabgaben für Grenzübertritte entfallen.

Ein zunehmend wichtiger Faktor ist der Klimawandel. Der Transport- und Logistiksektor verursacht einen grossen Anteil der weltweiten CO2-Emissionen und damit auch der daraus resultierenden Umweltschäden. Es ist zu erwarten, dass Branchen zunehmend für die durch sie verursachten Umweltschäden aufkommen müssen (Kostenwahrheit). Das wird dazu führen, dass viele Länder in Zukunft höhere Abgaben auf CO2 fordern werden, was die Transportkosten steigen lässt. Damit würden kurze Transportwege noch vorteilhafter werden.

Zwingt zu Innovation

Die Deglobalisierung hat ihren Preis. Mehr Autonomie, mehr Sicherheit und mehr Nachhaltigkeit zu erlangen, ist auch eine Kostenfrage. Der Aufbau eines regionalen Liefernetzwerkes und die Produktion vor Ort führen zu höheren Kosten.

Um wirtschaftlich produzieren zu können, muss ein hiesiges Unternehmen in die Automatisierung investieren. Es muss unweigerlich die Digitalisierung seiner Prozesse vorantreiben. Man kann also sagen: die Deglobalisierung treibt die Innovation voran.

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