07.06.2024
«Less Iron, More Brain»
Energietechnik, Industrial Internet of Things, künstliche Intelligenz gekoppelt mit Mensch oder Maschine und E-Mobilität sind zentrale Themen unserer Gesellschaft. Neue Lösungen sind gefragt. Und das möglichst schnell. Dafür braucht es vor allem auch fähige Maschinenbautechnikerinnen und -techniker.
Roland Gredig leitet den Studiengang Maschinenbautechniker/-in HF bei Inovatech. Im Interview erzählt er, warum er von seinen Lehrbeauftragten und den Studierenden so viel erwartet und was ihm beim Job am meisten Freude macht.
Roland Gredig, ein Studium als Maschinenbautechniker/-in HF – lohnt sich das wirklich?
Ja klar, es bietet nach wie vor ungeahnte Karrieremöglichkeiten. Und zwar in diversen Tätigkeitsfeldern: von der Produktentwicklung über die Konstruktion und Produktion bis hin zur Digitalisierung und Robotik. Besonders spannende Herausforderungen liegen derzeit in der Energietechnik und der E-Mobilität. Mit anderen Worten: Fähige Fachleute sind extrem gesucht.
Auch wenn heute in verschiedenen Unternehmen Personal abgebaut wird, betrifft dies in der Regel ausführende Tätigkeiten. Kreative, denkende, gestaltende, planende und logistische Herausforderungen bleiben meist in der Schweiz und verlangen höher qualifizierte Mitarbeitende.
Wie bilden Sie diese künftigen Fachleute bei Inovatech aus?
Mit viel Praxisbezug und Freude. Nehmen Sie mich als Beispiel: Ich bin nicht nur Studiengangleiter, sondern auch Lehrbeauftragter. Das ist meine Passion, vor allem die Mathematik. Dabei ist mir wichtig, dass die Studierenden meine Begeisterung für ein Thema spüren.
Das funktioniert aber nur mit einer gut geschulten Methodik. Und das erfordert gerade in der Erwachsenenbildung eine sehr hohe Kompetenz. Viele unserer Lehrbeauftragten arbeiten deshalb mit einem eigenen Skript. Wir unterstützen das, weil es die Qualität des Unterrichts messbar steigert.
Von den Lernenden erwarten wir zunehmend mehr Eigeninitiative und Selbstständigkeit. Wir Lehrbeauftragten sind gefordert, eine effiziente und effektive Lernumgebung zu schaffen und die Lernenden im Lernprozess zu unterstützen.
Können sich auch die Studierenden einbringen?
Das ist mir sogar ganz wichtig. Wir ermuntern die Studierenden immer wieder, selbst Themen aus ihrer Praxis einzubringen. Das tun sie leider noch viel zu wenig. Ergänzend dazu holen nach jedem Semester ein Feedback von ihnen ein, das wir dann gemeinsam besprechen. Den Input nehmen wir selbstkritisch auf – und lassen ihn einfliessen. Unser Ziel ist es, das Gute zu erhalten und alles andere stetig zu verbessern.
Was ist Ihre Philosophie als Studiengangleiter?
Die Studierenden sind unsere Arbeitgeber, denn sie bezahlen uns. Dafür müssen wir eine Gegenleistung erbringen. Darum erwarte ich von den Lehrbeauftragten, dass sie ihr Fach zu 200 Prozent beherrschen. Genauso wichtig ist mir aber die Begeisterung – auf beiden Seiten. Verbunden auch mit der passenden Unterrichtsform. Dazu kommt das selbst gesteuerte Lernen, das wir fordern und fördern.
Welche Einstellung erwarten Sie von den Studierenden?
Da bin ich pickelhart: Ich erwarte Eigenantrieb, Lernwille, Fleiss und eine gute Portion Ehrgeiz. Auch Durchhaltevermögen ist wichtig – etwa nach einem «Abschiffer». Doch bei uns bekommen alle eine zweite Chance. Wir suchen das Gespräch und fördern vor allem auch Lerngruppen. Das führt immer wieder dazu, dass Studierenden nach Schwierigkeiten plötzlich der Knopf aufgeht.
Spielt es wirklich eine Rolle, ob ich bei der Inovatech studiere?
Für uns spricht einiges: Ein grosses Plus sind unser familiärer Umgang und die Du-Kultur, die kleinen Lerngruppen und die versierten Lehrbeauftragten mit viel Praxiswissen. Dazu kommen die gute Infrastruktur, die eigene Kantine und die gute verkehrsgünstige Lage mit Parkplätzen und Anbindung an den öffentlichen Verkehr.
Wie sieht die Zukunft im Maschinenbau aus?
Der Energiewandel und das Weltklima sind zentrale Themen. Es geht darum, neue Energiequellen zu erschliessen, bestehende auszubauen oder optimaler zu nutzen. Alles wird elektrischer, verbunden mit mehr Digitalisierung, Informationstechnik und dem Internet of Things. Entsprechend wird auch das Monitoring von Produktions- und Erzeugungsanlagen immer wichtiger.
Für den Standort Schweiz bedeutet das: weniger fertigen und schrauben, dafür mehr denken. Oder wie es im Englischen heisst: «Less Iron, More Brain».
Was ist aus den Absolventinnen und Absolventen des Jahrgangs 2022 geworden?
Die einen oder anderen habe ich schon getroffen. Sie arbeiten alle in leitenden Funktionen oder als anerkannte Fachspezialisten in Entwicklung und Fertigung.