05.06.2023

Tag der Umwelt: So wird Umweltschutz heute gelehrt

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von Peter Rüegg

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Heute ist der internationale Tag der Umwelt. Seit 1972 gibt es ihn. Damals war der Umweltschutz in der Wirtschaft ein Randthema, wenn nicht gar ein Störfaktor. Heute ist er DAS zentrale Thema. Auch bei der Inovatech spielt er eine bedeutende Rolle, darüber geben Marcel Rohrer und Alessandro Scozzafava genauere Auskunft. Sie beide sind Lehrbeauftragte in den Lernfeldern Energie- und Umweltsysteme sowie Strom-, Gas- und Wärmeversorgung an der Inovatech.

 

Wo gibt es die grössten Veränderungen in deinem Fachgebiet?

Marcel Rohrer:

Ressourcen, Klima, Biodiversität und Energie werden seit einiger Zeit in allen Wirtschafts- und Lebensbereichen viel präsenter: in der Gesellschaft, in den Medien, in der Politik, in den Unternehmen und im Bildungswesen. Das ist gut so, denn sie betreffen uns alle direkt. Gerade das Thema Energie ist durch die höheren Energiepreise und das Engagement der Politik in allen Köpfen angekommen.

In meinem Fach sind die Teilnehmenden sehr interessiert und aufmerksam. Sie stellen Fragen, machen sich Gedanken und wollen etwas zur Verbesserung der Situation beitragen.

Alessandro Scozzafava:

Einerseits sehe ich Veränderungen im Leitungs- und Anlagenbau. Dort werden Plangenehmigungsverfahren zunehmend komplexer. Dies verzögert oder verhindert Ausbauprojekte, die wiederum wichtig sind, um eine qualitativ hohe Versorgungssicherheit in der Stromversorgung zu garantieren.

Andererseits beobachte ich, dass sich Netzanschlussanfragen von Unternehmen mit einem hohen Leistungsbedarf häufen. Dies kann lokal bestehende Leitungskapazitäten an ihre Grenzen bringen und zu neuen Leitungsprojekten führen. Meines Erachtens ist das eine Folge der zunehmenden Digitalisierung aufgrund der Dekarbonisierung und der Prozessoptimierung in der Industrie 4.0 und der damit einhergehenden erhöhten Datennachfrage.

Menschen für Umweltthemen zu sensibilisieren ist wichtig. Aber Eingriffe in die Natur für den Bau einer funktionierenden Infrastruktur sind unumgänglich. Das sind die zwei Seiten der Medaille. Dessen muss man sich bewusst sein.

 

Wo werden gerade politisch oder gesellschaftlich die Weichen gestellt?

Marcel Rohrer:

Es tut sich überall etwas, politisch auf allen Ebenen. In Bezug auf Energie bei Gebäudedämmung und Heizung, PV-Anlagen und E-Ladestationen sind Gemeinden, Kantone, der Bund, die EU, Verbände und Versorger involviert. Letztere investieren verstärkt in erneuerbare Energien. Dazu kommen Umwelt-Vereine, die fast wie Pilze aus dem Boden schiessen, und Profiteure der Clean-Tech-Branche.

Alessandro Scozzafava:

Unternehmen erkennen, dass Kunden zunehmend Wert auf eine nachhaltige Wirtschaft legen – Stichwort: Dekarbonisierung. Sie legen zum Beispiel in der Firmenstrategie CO2-Ziele fest, um den CO2-Austoss zu reduzieren. Oder sie fördern die lokale Produktion, um Lieferketten zu verkürzen. Oder dann setzen sie auf den Ausbau erneuerbarer Energie, um den Energiebezug vom Netz zu reduzieren.

 

Welche Entwicklungen nimmst du im Unterricht auf?

Marcel Rohrer:

Alles, was in dieser Hinsicht relevant ist: von den Anfängen der Energieerzeugung über Technologien, statistische Daten bis hin zu den zukünftigen Herausforderungen der Versorgungssicherheit und Dekarbonisierung.

Alessandro Scozzafava:

Speziell werde ich Themen in der Stromversorgung aufnehmen, wie zum Beispiel den Ersatz von SF6-Gas in Schaltanlagen oder den Ersatz von PPB- und Ölkabeln. Zudem bespreche ich die aktuellen Herausforderungen im Stromnetz durch die erneuerbare Energieversorgung. Da sind die Themen: PV-Anlagen, Windanlagen, Speicherung oder die Netzstabilität durch den Verlust von rotierenden Massen.

 

Wo werden die Abgänger des Studiengangs typischerweise arbeiten? Wo werden sie am dringendsten gebraucht?

Marcel Rohrer:

In allen Branchen, wo Technik und Energie eine Rolle spielen, also im ganzen Unternehmensspektrum. Am dringendsten wohl bei produzierenden Unternehmen im Elektro- und Maschinenbau oder im Baugewerbe.

Alessandro Scozzafava:

Ganz klar in Energieversorgungsunternehmen, um Wind-, Solar- oder Batterieprojekte zu realisieren und die Effizienz und Nachhaltigkeit in der Branche zu verbessern.

Zudem werden sie in Bau- oder Beratungsunternehmen sowie in Umwelttechnikunternehmen benötigt, die sich mit Recycling, 2nd-Life von Batterien, Wasseraufbereitung oder Abfallmanagement beschäftigen.

 

Junge Arbeitsuchende suchen bei einem Arbeitgeber oft nach einem Purpose, einem Sinn und Zweck in der Arbeit. Welchen Beitrag zur Umwelt könnten Abgängerinnen und Abgänger des Studiengangs leisten? Was ist in deinem Fach besonders sinnstiftend?

Marcel Rohrer:

Abgängerinnen und Abgänger verfügen über vertiefte Kenntnisse und Zusammenhänge. Sie erkennen, dass die Schweiz in vielerlei Hinsicht auf einem vorbildlichen, guten Weg ist und im Industrie- und Gebäudebereich bereits viel für Umwelt, Energieeffizienz und Verbrauchsreduktion tut.

Sie schärfen das Bewusstsein für Umwelt und Energie im beruflichen und privaten Alltag. Sie analysieren und leiten konkrete Massnahmen ein. Dabei lassen sie sich nicht zu sehr von politischen Strömungen oder Ideologien blenden.

Sie bringen auch unpopuläre Massnahmen auf den Tisch, wie beispielsweise die Forderungen, weniger um die Welt zu fliegen oder bewusster regionale Produkte und Lieferanten zu berücksichtigen.

Alessandro Scozzafava:

Abgänger können direkt an der Umsetzung der Energiestrategie 2050 des Bundes mitarbeiten. Sie leisten einen Beitrag oder nehmen Einfluss auf eine der Richtungen des Szenariorahmens des Bundes. Ihnen werden frische Perspektiven oder Ideen für Projekte vermittelt.

Sie entwickeln ein Verständnis und Bewusstsein der komplexen Zusammenhänge und wägen die Auswirkungen einer Massnahme auf Gesellschaft und Umwelt ab. Der Arbeitsmarkt ist in diesem Bereich noch lange nicht gesättigt 🙂.

 

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