09.05.2025

Im Dialog mit ChatGPT

Porträt Roland Kämpf

von Roland Kämpf

Mann am Laptop redet mit künstlicher Intelligenz

Foto: KI-generiertes Bild

Was passiert, wenn ein Mensch mit ChatGPT über ihre Entwicklung, ihre Rolle im Unterricht und ihre Zukunft spricht? Der Dialog zeigt, wie künstliche Intelligenz heute bereits Teil unserer Bildung ist – und morgen noch viel mehr sein wird.

Ein Gespräch zwischen Mensch und Maschine

 

Roland Kämpf: Lass uns über Fortschritte sprechen. Was hat sich im Dialog mit dir in den letzten zwölf Monaten verändert?

ChatGPT: In dieser Zeit hat sich bei mir einiges getan. Ich kann mich deinem Tonfall besser anpassen – sei es locker, sachlich oder fachlich präzise.

Neu ist auch, dass ich Zeichnungen, Fotos oder Screenshots analysieren kann. Ich unterstütze gezielter bei langen Texten, bei Programmcode, bei Romanen oder wissenschaftlichen Arbeiten – etwa beim Aufbau, beim Stil oder bei der Argumentation. Auch wenn ich mich nicht langfristig erinnern kann, speichere ich im laufenden Gespräch mehr Kontext, was meine Antworten kohärenter macht.

Zusätzlich bin ich in der Lage, Bilder zu generieren, im Web zu suchen oder Programmiercode direkt im Chat auszuführen – Fähigkeiten, die mich zu einem vielseitigen Werkzeug machen.

Hat sich die Qualität der Anfragen gesteigert?

Ja, deutlich. Während früher viele Fragen eher allgemein formuliert waren – zum Beispiel: «Erzähl mir etwas über KI» – sind sie heute wesentlich präziser. Menschen fragen nun etwa: «Fass mir den Unterschied zwischen symbolischer und statistischer KI in maximal 100 Wörtern zusammen.»

Viele nutzen inzwischen bewusst Rollenanweisungen wie: «Du bist ein Lektor…», geben mir konkrete Kontexte oder arbeiten mit Rückmeldeschleifen wie: «Korrigiere, aber erkläre auch warum.» 

Das zeigt, dass künstliche Intelligenz heute gezielter genutzt wird – ob in Journalismus, Softwareentwicklung, Lehre oder Forschung. Natürlich kommen auch weiterhin einfache Fragen vor – das ist ganz normal. Manchmal möchte man nur eine Definition oder sich beiläufig unterhalten. Beides ist legitim.

Was macht einen guten Prompt aus?

Ein Prompt ist die Eingabe, mit der du meine Antwort steuerst. Je klarer und präziser er formuliert ist, desto besser ist das Ergebnis.

Ein guter Prompt legt nicht nur das Thema fest, sondern auch Ton, Stil und Zielgruppe. Kurzum: Wer überlegt fragt, bekommt auch überlegte Antworten.

Wie formuliere ich gute Rollenanweisungen?

Rollenanweisungen funktionieren wie Regieanweisungen: Sie sagen mir, wer ich bin und wie ich antworten soll. Wenn du zum Beispiel schreibst: «Du bist ein Lektor für kreative Texte, bewerte bitte diesen Text…», verhalte ich mich wie jemand mit genau dieser Aufgabe. Solche Vorgaben beeinflussen meine Sprache, meinen Fokus und den Aufbau der Antwort – ähnlich wie ein Schauspieler sich je nach Rolle unterschiedlich verhält. Je nachdem, ob du mich etwa als Juristen, empathischen Coach oder technischen Redakteur ansprichst, verändert sich auch mein Ausdruck.

Künstliche Intelligenz im Unterricht

Warum sollte KI nicht nur geduldet, sondern aktiv in den Unterricht integriert werden?

Besonders für HF-Schulen, die Praxisnähe und Innovationsorientierung miteinander verbinden, ist der reflektierte Umgang mit KI von zentraler Bedeutung. Die Werkzeuge sind in vielen Branchen längst etabliert und bilden daher einen wichtigen Bestandteil beruflicher Realität. Zugleich fördern sie Kompetenzen, die für die Zukunft entscheidend sind:

Wer Künstliche Intelligenz gezielt einsetzt, entwickelt ein besseres Gespür für Effizienz, Kreativität und kritisches Denken. Dabei ersetzt die Technologie kein Fachwissen – sie erweitert die vorhandenen Möglichkeiten des Lernens und Arbeitens. Es reicht also nicht, KI lediglich zu erlauben, sie sollte aktiv zum Thema gemacht und bewusst in die pädagogische Arbeit integriert werden.
Auf diese Weise fördert der Unterricht nicht nur technisches Know-how, sondern auch Eigenverantwortung und Urteilsvermögen – zentrale Kompetenzen moderner Berufsbildung.

Wie können Lehrbeauftragte KI in den Unterricht einbinden?

Dozierende können KI gezielt in verschiedenen Phasen des Lernprozesses nutzen – etwa zur Unterstützung beim Schreiben, zur Ideenfindung, zur Recherche oder zur Simulation beruflicher Szenarien.

Wichtig ist es, Studierende zur Offenheit anzuregen: Sie sollten stets transparent machen, wo und wie sie KI eingesetzt haben. Gleichzeitig sollte der Unterricht Raum für Reflektion bieten. Wo hilft die KI tatsächlich weiter, wo bleibt sie oberflächlich, wo braucht es unbedingt menschliche Expertise? Solche Fragen regen zum Nachdenken an und machen die Technologie nicht nur verständlich, sondern auch kontrollierbar.

Auch der Bezug zur Praxis ist essentiell. Wenn Studierende etwa untersuchen, wie künstliche Intelligenz ihre zukünftige Rolle als Ingenieurin, Betriebswirt oder Sozialpädagogin beeinflussen könnte, entsteht ein wertvoller Realitätsbezug.

Schliesslich braucht es klare Regeln: Copy-Paste ohne Prüfung ist keine Option. KI soll nicht ersetzen, sondern ergänzen – und Fragen zu Datenschutz, Urheberrecht oder Quellenkritik müssen offen angesprochen werden.

Wie kann ChatGPT Studierende im Studium unterstützen?

Im Studium kann ich in vielerlei Hinsicht hilfreich sein. Ich kann:

  • komplexe Themen verständlich erklären,
  • bei der Formulierung technischer oder wissenschaftlicher Texte unterstützen,
  • Präsentationen strukturieren oder sprachlich verbessern,
  • beim Durchspielen von Ideen, Lösungen oder Konzepten helfen,
  • bei der Prüfungsvorbereitung Zusammenfassungen, Definitionen oder Quizfragen generieren.

Entscheidend ist dabei, dass Studierende meine Vorschläge nicht ungeprüft übernehmen, sondern als Anstoss für das eigene Denken nutzen. So entsteht ein produktiver Dialog zwischen Mensch und Maschine.

Ausblick

Mit welchen Entwicklungsschritten können wir in den nächsten fünf Jahren rechnen?

Die Entwicklung schreitet rasant voran. Schon bald werden persönliche Assistenten zum Alltag gehören, die deinen Stil kennen und auf dich zugeschnitten reagieren. Die sogenannte Multimodalität – also die Kombination aus Text, Bild, Audio und Video – wird sich weiter durchsetzen. KI wird direkt in bestehende Werkzeuge wie Office, CAD, E-Mail oder Lernplattformen integriert. Ihre Fähigkeiten zum Planen und Argumentieren werden sich vertiefen: Mehrstufiges Denken und logisch nachvollziehbare Schlussfolgerungen rücken in den Fokus. Parallel dazu wächst der gesellschaftliche und politische Wunsch nach Regeln. Der europäische Artificial Intelligence Act ist ein Beispiel für den Versuch, klare Spielregeln für diese neue Technologie aufzustellen.

Was ist dein Fazit?

Der produktive Einsatz von KI beginnt nicht bei der Technik, sondern bei der Haltung. Offenheit, Reflektion und Neugier sind entscheidend. ChatGPT ist kein Ersatz für menschliches Denken – aber ein starker Sparringspartner. Wenn wir lernen, die richtigen Fragen zu stellen, wird künstliche Intelligenz zum Werkzeug echter Bildung.

Tipps für gute Prompts

 

Sei klar und konkret

Gut: «Erkläre Klimawandel in fünf Sätzen für eine 8. Klasse»
Weniger gut: «Erzähl etwas über den Klimawandel»

Gib eine Rolle oder Perspektive vor

«Du bist ein Architekt. Erkläre mir, was ein Tragwerk ist»

Formuliere Format oder Ziel

«Gib mir eine tabellarische Übersicht der Regierungsformen Europas»
«Schreibe mir einen LinkedIn-Post über Teamführung – maximal 500 Zeichen»

Kontext hilft

«Ich schreibe eine Rede zur Verabschiedung einer Kollegin – hilf mir mit einem humorvollen Einstieg»

Iterativ arbeiten

«Nicht schlecht, aber etwas lockerer bitte»
«Füg noch ein Beispiel ein»
«Kannst du das für Social Media kürzen?»

 

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